Der Julie-Effekt – you can do this! ♛

Ich schneide mir regelmäßig in irgend einen Finger. Is so. Ich hab schon diese speziellen Finger-Pflaster da. Und seit Corona, bei so viel Händewaschen, nutze ich zusätzlich für nasse Arbeiten einen Gummihandschuh…anyway… will sagen: ich hab richtig Erfahrung mit Schnittwunden an den Fingern.

Ich beobachte diese Schnittwunden immer ganz genau, weil ich ja das blöde Pflaster los haben will und bin dabei immer wieder baff erstaunt, wie schnell eine solche „Wundheilung“ geht. Grade ganz aktuell, war es ein tiefer Schnitt in den Mittelfinger direkt in die Kuppe, klar war auch Teil des Nagels betoffen. Wär ja sonst auch zu langweilig.

Ich habe viele Unfälle und viele Gesundheitssachen in meinem Leben meistern müssen und bin noch dran, und als ich so meinen Finger bewunderte, fiel mir auf, dass das immer recht glimpflich ging. Das ich sehr oft, Glück im Unglück, das Richtige tat, damit alles schnell heilte. Damit ich schnell heilte. Ob das nun meine Knochen waren, mein Gehirn (oh ich kann die Gehirnerschütterungen gar nicht zählen und von der Hinblutung erzähl ich ein ander mal) oder eben meine Stimme.

Ich sang für mein Leben gern, schon mit 4, auf der indoor Schaukel. Sie war zwischen die zwei Türrahmenschenkel meines Kinderzimmers geklemmt. So wie man das in den 70s eben gemacht hat. Unsere Wohnung im Stuttgarter Süden war gross und meist waren alle Türen offen und es schallte schön. Ich erzählte klanglich improvisierend meinen Tag. Während meine Eltern arbeiteten, Essen kochten oder irgendwas anderes machten. Ich war selig auf dieser Schaukel. Ich erzählte, ich sang. Heute würde ich sagen, es war Björk inspiriert. Aber ich kannte Björk noch gar nicht.

Als ich dann so 14 war, gab mir eine Englischlehrerin an meiner Schule ein paar „Gesangstunden“. Sie spielte gut Klavier, hatte selbst eine glockenklare Stimme und half mir Schubertlieder einzustudieren. Das waren Stunden, die ich hütete wie einen grossen Schatz. Ich lernte wie man stützt und machte fleissig meine Übungen mit Korken im Mund vor dem Spiegel.

Was leider immer klarer wurde: vor Konzerten war ich aufgeregt und leider zeigte sich das auch ab und zu darin, dass ich heiser wurde. So ging ich irgendwann später zu dem Spezialisten des grössten Krankenhauses der Stadt, einem Professor, und lies mich untersuchen. Ich ging allein. Er fand nichts, das Gewebe war ok und die Stimmbänder schlossen sich wohl auch.

Er meinte dann nur: ich müsse wohl Psychotherapie machen, weil er denkt, es liegt an meiner Nervosität. Es waren die 80ger Jahre und alles an was ich denken konnte war: „super, ich bin verrückt und darum kann ich nicht singen“. Er verordnete mir nämlich 1 Jahr Singverbot!

Und ich hatte so Angst meine Stimme zu verlieren, dass ich mich fast komplett daran hielt. Anyway. Als ich dann kein Jahr später in einer neuen Schule mit einer anderen Sprache viel neues erlebte, hatte ich diese Untersuchung quasi vergessen und dachte mir: ach so ein bisschen Jazz und Soul singen, das kann nicht schaden. Tat es auch nicht.

Als ich dann mit ca 30 wieder vergleichbare Heiserkeit bekam und mich untersuchen lies; eine Band am Start die durchstarten wollte, Gesangschüler*innen die auf mich zählten; da bekam ich wieder Gesangsverbot. Krasser Flashback. So mitten in der Selbstständigkeit nicht mehr Arbeiten dürfen. Sogar das Unterrichten wurde mir verboten.

Da fing dann mein grosses Suchen an. Ich wusste sofort: jetzt musst du an diese vermaledeite Psychotherapie ran. Also machte ich Termine.

Dann hatte ich eine spannende Erinnerung aus meiner Studentinnenzeit, also rief ich im Lichtenberger® Institut an und machte den ersten Termin für ein Seminar dort.

Mein Körper hatte so viele Baustellen, dass die meisten Ärzt*innen bei denen ich sowieso in Behandlung war, überfragt waren. So ging es auch mir. Aber Ihr kennt dazu ja die wunderbare Geschichte aus meinem letzten Blog, wie mir das Wissen von Anthony William half.

Aber so ging es nun mal los. Viele Jahre später und viele hilfreiche aber oft schmerzhafte Ereignisse danach, durfte ich die Lösung knacken. Kapieren was los war mit meiner Stimme. Was los ist mit Stimmen, die scheinbar ohne Grund ihren „Geist“ aufgeben. Denn schon bald nachdem ich regelmässig nach Lichtenberg ging und meinen ersten Schock verwunden hatte, kamen Leute auf mich zu, die wollten, dass ich Ihnen mit ihrer Heiserkeit helfe, ihren Problemen mit der Stimme löse; dass ich ihnen, die Angst die sie mit dem Singen verbanden, überwinden helfe.

Natürlich kamen auch die, die einfach nur Singen wollten. Oder eben Sprechen: einen Schüler vergesse ich so schnell nicht, denn er wollte Sprechstimme-Unterricht von mir, obwohl ich das gar nicht anbot, ich war irritiert und fragte warum er sich dafür mich aussuchte. Er sagte zu mir nur: „ich wusste einfach, dass Du das kannst.“ Er nannte es den ‚Julie-Effekt‘, den er nach Hause und ins Tonstudio brachte, wenn er frisch aufgetankt von einer Stunde mit mir kam. Er glaubte an mich. Zu einem Zeitpunkt, wo ich es noch nicht ein mal begriffen hatte, was ich da alles kann. Ich hatte nicht nur eine miese Erfahrung gemacht, ich hatte so viel Neues gelernt und konnte es weiter geben.

Ich weiss, dass ist immer so sonntagsredenmässig, aber es ist manchmal wirklich hilfreich, sich in Krisen klarzumachen, dass man grade dabei ist, was Neues zu lernen, was einem mit ziemlicher Sicherheit Gutes bringen wird. Mein tougher Weg hat mir viel gelehrt. Ich habe mich durchgebissen und erst mich ‚geheilt‘ und dann durfte ich anderen helfen.

Zurück zum Finger: Pflaster sind super, aber die eigentliche Arbeit macht der Körper selbst. Selbstheilungskräfte sind das A und O und ich habe das Wissen und die Tools um Euch zu begleiten damit Euer System sich selbst neu organisieren kann. Das wird manchmal erst ein bisschen chaotisch, aber dann, ja dann wird es magisch. Warum das so ist, erzähle ich ein ander mal ❤ Stichwort Haken, Chaostheorie, noch eins: was der unbe-namte Sprechschüler von damals tat, war mir Vertrauen leihen. He believed in me. Let me tell you: I believe in you! Das ist wohl ein bisschen US American vibe, den ich im Herzen trage: believing in people ❤ is what I do so well ❤

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Fotos von der tollen Vanessa Berghof und vom wunderbare Alexander Griesser von einer jungen Julia, genau in der Zeit, als mal wieder die Welt zusammen zu brechen schien.

 Foto: Vanessa Berghof
 Foto: Vanessa Berghof
 Foto: Alexander Giesser

The Julie Effect – You can Do This!

I regularly injure one of my fingers. Mostly small cuts. I already have these special finger patches. And since Rona is here, with so much washing hands, I also use rubber gloves for wet work…anyway…I mean: I ma really experienced when it comes to cuts on my fingers.

I always watch these little injuries very closely, because I want to get rid of the stupid bandage and am always amazed at how quickly such a „wound healing“ takes place. The current one was a deep cut in the middle finger directly into the crest, of course the nail was hurt as well. Everything else would be too boring.

I have had to cope with many accidents and many health issues in my life and I am still at it, and when I admired my finger, I noticed that it always went quite smoothly. That I very often, luck in misfortune, did the right thing, so that everything healed quickly. So that I healed quickly. Whether it was my bones, my brain (oh I can’t count the concussions and I’ll tell you about the brain hemorrhage another time) or my voice.

I loved to sing for my life, already at the age of 4, on the indoor swing. It was clamped between the two door frames of my nursery. Just the way it was done in the 70s. Our apartment in the south of Stuttgart was large and usually all doors were open and it echoed nicely. I told my days story by singing an improved tune. While my parents worked, cooked food or did something else. It was bliss on that swing. I told stories, I sang. Today I would say it was Björk inspired. But I didn’t know Björk at that time yet.

Then when I was about 14, an English teacher at my school gave me some „singing lessons.“ She played the piano well, had a clear voice herself, and helped me rehearse Schubert songs. Those were lessons I treasured like nothing else. I learned how use the diaphragm as support and diligently did my exercises with corks in my mouth in front of the mirror.

What unfortunately became clearer and clearer: before concerts I was excited and unfortunately this also showed itself from time to time in the fact that I became hoarse. So sometime later I went to the specialist at the biggest hospital in town, a professor, and had myself examined. I went alone. He found nothing, the tissue was ok and the vocal cords were closing.

He just said: I probably had to do psychotherapy because he thought it was due to my nervousness. It was the 80’s and all I could think of was: „great, I’m crazy and that’s why I can’t sing“. He banned me from singing for 1 year!

And I was so afraid of losing my voice that I kept to it almost completely. Anyway. When I experienced a lot of new things not even a year later in a new school with a different language, I had practically forgotten this examination and thought to myself: oh, singing a little jazz and soul, that can’t hurt. And it didn’t.

When I got hoarseness again at about 30 and had myself examined; a band  that wanted to take off, singing students who counted on me; I was banned from singing again. Flashback. In the middle of my independence I was no longer allowed to work. Even teaching was forbidden to me.

That’s when my big search began. I knew right away: now you have to go to that damn psychotherapy. So I made appointments.

I remembered a great experience from college and I called the Lichtenberg® Institute and made the first appointment for a seminar there.
My body had so many problems that most of the doctors I went to for treatment anyway had no clue, at to what was wrong with me.  But you know the wonderful story from my last blog, how the knowledge of Anthony William helped me.

But that’s how it started. Many years later and many helpful but often painful events later, I was allowed know what was going on. Understand what was going on with my voice. What is going on with voices that seem to give up for no reason. Soon after I started going to Lichtenberg regularly and got over my first hump, people came to me, wanting me to help them with their hoarseness, to solve their problems with their voice, to help them overcome the fear they associated with singing.

Of course, there were also those who just wanted to sing. Or just learn to use their speaking voice better: I won’t forget one studen, because he wanted speaking voice lessons from me, although I didn’t offer that at all, I was irritated and asked why he chose me for that. He just said, „I just knew you could do it.“ He called it the ‚Julie effect‘ that he brought home and into the recording studio when he came in freshly fueled from an hour with me. He believed in me. At a time when I didn’t even realize it yet. Not only had I had a lousy experience, I had learned so many new things and could pass them on.

I know it’s always so much like a Sunday-talk, but it’s sometimes really helpful to realize in a crisis that you’re about to learn something new that will almost certainly do you good. My tough road has taught me a lot. I have fought my way through and first ‚healed‘ myself and then I was able to help others.

Back to the finger: Band-aids are great, but the real work is done by the body itself. Self-healing is the key and I have the knowledge and tools to guide you so that your system can reorganize itself. Sometimes this is a bit chaotic at first, but then, yes, it becomes magical. Why that is, I’ll tell you another time. One more thing: what the un-named speech student did at that time, was to lend me trust. He believed in me. Let me tell you: I believe in you! I guess that’s a bit of US American vibe I carry in my heart: believing in people is what I do so well

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Photos by the amazing Vanessa Berghof and the wonderful Alexander Griesser of a young Julia, just at the time when once again the world seemed to be falling apart.

 Foto: Vanessa Berghof
Foto: Vanessa Berghof
 Foto: Alexander Giesser
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