Stille, überall nur Stille
Es ist zu still diesbezüglich. Politik und Justiz muss hier nachziehen und Männer müssen Stellung beziehen. Jeden Tag. 50% der Gesellschaft sind gefährdet, dauernd und seit Jahrzehnten.
Wie’s bei mir war
Ich habe als junge Frau Co-Tropfen „erlebt“. Wenn ich das ab und an erzähle, kommen Sprüche wie „was du immer erlebst“ als ob ich grade ein Märchen erzählt hätte oder als wäre ich eben so „anders“, als gäbe es dieses „Phänomen“ eigentlich nicht. Als ob es irgendwie an mir läge. Die Plakate die davor warnen, sie gibt es immer noch. Fast an jeder Polizeidienststelle. Es ist gut, dass es aufgedeckt ist. Mir wurde meine schlimmste Befürchtung bestätigt. Mich wundert es nicht wirklich.
Als ich Hilfe und Unterstützung gebraucht hätte, wurde ich von Personal (männlich) einfach liegen gelassen und vom Artzt (männlich) lediglich bedauert. Nicht weitergeleitet. Nachuntersucht. Nichts, einfach alleine gelassen. Hätte ein lieber Freund (männlich) von mir, nicht seinem Bauchgefühl vertraut und wäre zurück gekommen um nach mir zu sehen, hätte er meinen bewegungsunfähigen Körper nicht aufgehoben ins Taxi und dann den 5. Stock hoch und in mein Bett gelegt, weiß nicht, was passiert wäre.
Systemische Machtstrukturen und Verantwortung
Männer haben systemisch gesehen mehr Macht als Frauen und generell FLINTA. Dass in 2024 sowas aufgedeckt werden kann, das es es gibt, das die Justiz und Politik es nicht ernst nimmt, zeigt ua diese Macht. Ja die Scham muss die Seite wechseln. UND Männer müssen ihr Privileg, ihre Macht nützen um jeden Tag alles was in solchen Gewaltverbrechen münden kann, verhindern.
Was wäre wenn
Das wäre eine empowernde Gesellschaft. Ein sich selbst korrigierendes System. Machtvoll. Macht für Gutes nutzen. Die lichte Seite der Macht. Lightsaber. Statt Dehumanization. Entmenschlichung. Denn das wird hier zugelassen, gegenüber über 50% einer Gesellschaft.
Da muss man sich eigentlich nicht mehr wundern über Gewalt auf der Welt und die Schrecken die jeden Tag in unsere Screens und Wohnzimmer Flickern. Nein, Wundern muss man sich nicht. Feminismus ist kein ‚nice to have‘, ist nicht hip oder trendy. Es geht um Menschenrechte und Schutz von Menschen. Um Machtstrukturen und Egalisierung. Um Gewaltreduktion.
Fight the good Fight
Meist lesen so nen Post eh nur die „guten“ Männer. Daher müssen die den guten Fight kämpfen und wo wenn nicht bei Familien Feiern ist ein guter Zeitpunkt um über Gisele Pericot und das weltweite Netzwerk zu sprechen. Über alltägliche Sexismen, die Frauenhass und Misogynie überhaupt erst ermöglichen. Über Rollenbilder und Menschlichkeit. Ist immerhin Weihnachten.
Wir feiern ein Kind, dessen Eltern auf der Flucht waren, mit ner Mutter die seit Jahrtausenden Symbol ist für fürsorgliche Weiblichkeit. Die fürsorgliche Männlichkeit von Josef, der bei seiner Frau bleibt und zu ihr und dem Kind steht, wird kaum thematisiert. Vielleicht auch ein Aufhänger für das Familienessen.
Words matter
Worte haben Bedeutung. Words matter. Weil sie Konsequenzen haben. Solche wie so ein Netzwerk. Wie Gisele Pericots Traumata. Worte sind Taten die noch geboren werden wollen. Sie sind Keime. Gedanken sind die Saat. Was und wie wir über Männer, über Frauen, über Menschen denken, matters.
Es hat Auswirkungen. Ganz konkrete. Sogar physiologisch.
Ich darf es täglich beim Unterricht und im Mentoring sehen: Gewebe was hält, vor Angst, Schreck, Unbehagen. Verklebte Fastien können viele Ursachen haben, Viren, Bakterien aber eben auch Schock und Trauma. Und eben auch Muster, die wir von klein an gelernt haben.
Sitz nicht so breitbeinig. Mach die Knie zusammen. Nimm nicht so viel Platz ein. Rede nicht so laut. Immer hört man dich als erste. Was bist du so present. So vorlaut. Laut.
Und dann kommen Menschen, überproportional mehr Frauen zu mir und wollen das ändern. Keine Mäuschen mehr sein. Hörbar werden. Sichtbar werden. Präsenz trainieren. Ihr Licht endlich leuchten lassen. Let your light shine.
Machtstrukturen matter
Ich beobachte seit über 25 Jahren, Frauen und FLINTAs sind körperlich, physiologisch, in ihrem Ausdruck und ihrer Stimme direkt betroffen von diesen systemischen Machtstrukturen. Es sind keine rein persönlichen Schicksale oder Stimmthemen. Es ist systemisch. Und Deutsche Frauen haben in Europa mit die höchsten Sprechstimmen. Dazu gibt es ganze Universitäre Abschlussarbeiten.
Stimmen, stimmphysiologie hat einen direkten Bezug dazu, wie Machtstrukturen in einer Gesellschaft gestaltet sind. Weil Machtstrukturen direkte Auswirkungen haben auf wie man sich verhalten darf, wo es sicher oder eben unsicher ist. Und offensichtlich ist es für Frauen und FLINTAs tendenziell unsicher. Ich drücke mich hier fast zu diplomatisch aus.
Physiologie und Geschlechterstereotype gehen zusammen
Das Nervensystem reagiert direkt auf all diese Dos and Don’ts. Auf die ‚das ist erlaubt, das nicht‘. Unsere Nervensysteme lernen von Anfang an und damit die Faszien und unser Gewebe. Muster werden gebildet, Verhalten eingeübt. Selbst das, was wir nicht mit dem Willen steuern. Frauen ind FLINTAs navigieren ständig und immer, bewusst oder unbewusst in einer Welt die Gefahr für sie bedeutet. Das zeigt sich in Systemen.
Ist es da nicht das mindeste, das Männer die davon auch noch profitieren (gewollt oder ungewollt, ja nicht jeder ist ein Ch. Lindner oder Hr.Merz), dass sie ihr Privileg nutzen und für die einsetzen die sie (vermeintlich) lieben.
Be the change you want to see in the world
Aber selbst wenn du gar keine Frau oder FLINTA liebst, könnte pure Menschlichkeit und Gerechtiempfinden dich dazu bewegen, hier Teil der Veränderung zu sein.
Ich bin sicher einige lesen das jetzt und denken „ich bin doch schon Feminist, was soll ich denn noch machen?“. Was du tun musst, um noch mehr in Aktion zu kommen?
Was sind die Hausaufgaben?
U.a. selbst die Hausaufgaben dazu machen, Infos gibt es im Netz ausreichend, Bücher wurden geschrieben, ich habe jahrelang Bücherlisten zur Verfügung gestellt, kostenlos und online (derzeit bin ich mitten im Rebranding meines Business, ist bald wieder online). Es gibt viel. Mit dem Hausaufgaben Machen fängt es an, man kann kritische Männlichkeitsgruppem beitreten oder gründen. Sich auf den Weg begeben. Reflexion betreiben. Ernsthaft. Be real.
Self empowerment ist das. Persönlichkeitsentwicklung. Weiterentwicklung. Es ist sicher kein Ponyhof. Kein Kindergeburtstag. Es ist anstrengend. Aber in einer Welt zu leben, wo Gisele Pericot so stark sein muss und ein internationales Netz für Vergewaltigung und Co-Tropfen existiert, ist halt auch keine Alternative.
Und dazu müsst ihr nicht nur an die eigene Mutter, Schwester, Geliebte denken. Frauen und FLINTAs sind Menschen das müsste eigentlich reichen. Aber wenn’s die Beziehungsverhältnisse wie die eigene Tochter etc braucht, bitte.
What it takes
What it takes. Denn ich bin erschöpft. Von zu viel alleine Tragen. Vom nicht gesehen werden aber vrgwltgt werden, vom belittled werden aber in ‚Hab acht’ sein müssen. Müde. Erschöpft. Durch. Ich reich‘ mal die Fackel weiter. An die die sich die Leichtigkeit nicht zurückerobern mussten. Tragt sie mit Achtung und stolz. Aber tragt sie. Es geht um Menschen, um Kinder um Unversehrtheit. Um Menschlichkeit.
Wir, ich, wir werden weitermachen. Geht ja nicht anders. Die Männers tatkräftig im Boot zu wissen, nicht nur als Ausnahme oder als Fake (ElHotzo und Konsorten) das wäre ein richtiges Weihnachts-Channukka-Geschenk!
Echt jetzt.
PS:
Ach und weil das tragische Ereignis in Magdeburg grade so viele Rassisten aus den Löchern gucken lässt:
Denkt dran, Feminismus geht nur in intersektional, weil es eben nicht allein um weiße Frauen geht, es geht selbstredend um ALLE (also natürlich auch Transfrauen). Frauen die von Rassismus betroffen sind, von Able-Ismus (Frauen* mit Behinderung) betroffen sind, von Armut. Je mehr Ismen dazu kommen, umso betroffener ist eine Person, um so mehr Gewalt ist sie ausgesetzt. Tragisch aber leider wahr. Immer noch kann sich eine Gesellschaft daran messen, wie sie mit den schwächsten gliedern umgeht, seien sie scheinbar tatsächlich schwach oder nur marginalisiert- also von außen schwach gemacht.
Mir fiel grade auf, dass diese Denke leider noch gar nicht selbstverständlich ist. Darum das Ad On.
Einrichtungen der Opferhilfe:
Wenn Du dich angesprochen fühlst von meinem Blogartikel und persönliche Begleitung im Thema Persönlichkeitsentwicklung suchst, meld dich gerne bei mir: ich biete Coaching im Zusammenhang mit Stimme, Hilfe bei Stimm- & Sinnkrisen. Ich bin angewandte Stimmphysiologigin, Lichtenberger®Stimmpädagogin, Coach mit Spezialisierung in den Bereichen somatische Körperarbeit, arbeite Vagus- & Traumaorientiert. Meld dich gerne für eine Schnupperstunde oder ein erstes Gespräch. Ich freu mich dir zu helfen!
❤️🔥Julia Döbele, the WingWhisperer